Generationenwechsel & Betriebsübergabe  Hotellerie  Organisation 

20.06.2024
Dr. Alois Kronbichler

Dr. Alois Kronbichler

Geschäftsführer

Südtirol, Italien

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Betriebsübergabe: Wollen unsere Jungen gar nicht mehr übernehmen?

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Einen Familienbetrieb zu übernehmen ist eine große Ehre, aber auch eine große Verpflichtung! Der Übergabeprozess ist zudem hochkomplex, geht es doch einerseits um das Weiterführen des familiären Erbes und andererseits um hochemotionale Momente zwischen allen Familienangehörigen: Eltern, Übernehmer, weichende Erben, eventuell Schwiegertochter/Schwiegersohn und Enkel.

Wir beobachten bei zunehmend mehr Familienbetrieben – auch bei konzeptionell und betriebswirtschaftlich attraktiven Betrieben – dass die Jungen andere Interessen verfolgen und deshalb dankend verzichten.

Warum ist das so?

  • Betriebe werden heute nicht mehr aus Pflichtgefühl oder einem familiären Selbstverständnis übernommen. Viele Junge fragen sich, ob die eigenen Neigungen und Fähigkeiten mit einer Betriebsübernahme vereinbar sind und sie das notwendige „Neue Denken und Handeln“ – das der Betrieb braucht – gegenüber den Senioren/Eltern durchsetzen können. Zitat einer Unternehmertochter (einziges Kind): „Ich bin mit Leib und Seele Ärztin! Meine Eltern sagen es zwar nicht, erwarten sich aber nach wie vor, dass ich nach Hause komme und den Betrieb übernehme!“ und nachdenklich fügt sie hinzu: „Ich hoffe, dass ich den Erwartungen der Eltern widerstehe und ihnen diesen Gefallen nicht tue!“ Unsere Empfehlung an die Junioren: „Übernehmt nie den Betrieb aus Liebe zu den Eltern, sondern immer aus eigener freier Entscheidung!“
  • Überqualifizierte Erben: Natürlich wollen die Eltern die beste Ausbildung für ihre Kinder – diese ist aber im Sinne der Betriebsnachfolge nicht immer förderlich, wie nachfolgendes Zitat belegt: „Ich habe an der Uni Management by Objectives und Management by Delegation etc. gelernt – jetzt bin ich zu Hause und mache Management by Hausmeister und ersetze den Koch an seinen freien Tagen!“
  • Das nicht vorgelebte Unternehmertum: Unternehmensnachfolge = Unternehmernachfolge! Also die Eltern als Vorbild bzw. Feindbild. Zitat eines Südtiroler Jungunternehmers: „Wenn es die einzige Möglichkeit ist, den Betrieb so aufopferungsvoll zu führen, wie meine Eltern es tun, dann muss und will ich verzichten!“
  • Vorprogrammierte Konflikte mit den Eltern: „Wir können ausmachen, was wir wollen … unser Vater hält sich nicht daran … und das wird auch nicht besser, wenn ich den Betrieb übernehme!“, so eine Jungunternehmerin aus Tirol.
  • Der Betrieb verträgt das schon: „Für deine Schwester muss schon eine Wohnung drinnen sein und ich (Vater) und deine Mutter brauchen halt auch noch etwas zur kleinen Rente, die wir bekommen … wir haben ja das ganze Leben für den Betrieb geschuftet! Der Betrieb schafft das schon!“, so ein überzeugter Senior. Schafft der Betrieb das wirklich oder starten die Jungunternehmer sprichwörtlich „mit dem Rücken zur Wand“?

Die Beispiele zeigen, dass die Nachfolge – in Metaphern gesprochen – wirklich die Achillesferse (sie wissen, die rechte Ferse des griechischen Sagenhelden Achilles) in eigentümer-geführten Familienbetrieben ist. Zu berücksichtigen ist dabei auch, dass 90% aller Probleme bei Betriebsübergaben emotionaler Natur sind … und diese sind schon immer da! Beim Betriebsübergabeprozess werden diese aber sichtbar(er). Es lohnt sich also früh genug eine konstruktive Kommunikationsbasis unter den Familienmitgliedern zu schaffen, sodass die Übergabe zu einem ganz logischen Baustein in der Entwicklung eines Betriebes wird. Trotzdem: Keine Betriebsübergabe erfolgt schmerzfrei! Schaffen Sie Klarheit, auch wenn es weh tut und wenn sie vielleicht jemand enttäuschen müssen. Das Motto lautet: „Klarheit statt Barmherzigkeit!“

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