Covid-19
Human Resources & Employer Branding
Mitarbeiter-Management (oder auch HR-Management) ist in den vergangenen Jahren zu einer der zentralen Managementaufgaben eines jeden Hoteliers geworden. Bei den unterschiedlichen Rollen, in die ein Hotelier hineinschlüpfen muss (u.a. Controller:in und Finanzexpert:in, Strateg:in, Qualitätsmanager:in, Marketingguru, Innovator:in, Geschichtenzähler:in u.v.m.), ist es auch seine Aufgabe die richtigen Mitarbeiter:innen für den eigenen Betrieb zu finden und zu binden. Was vor Corona eine wichtige Aufgabe war und als essentieller erfolgskritischer Faktor der Tourismuswirtschaft eingestuft wurde, ist es auch jetzt in der aktuellen Situation umso mehr. Denn besonders in solchen Situationen erweist sich, ob die Aussage „Mitarbeiter:innen sind das wertvollste Kapital der Gegenwart und der Zukunft“ wirklich ernst gemeint ist oder nur eine Floskel in einem Mitarbeiterhandbuch ist, welche im eigenen Betrieb nie gelebt und umgesetzt wurde.
Der Fokus des HR-Managements in Krisenzeiten richtet sich vor allem auf die Mitarbeiterbindung, also jenen Teil einer Arbeitgebermarke, welcher sich nach Innen richtet. Das Ziel ist dabei die Identifikation und das Commitment der Mitarbeiter:innen zum Hotelbetrieb zu stärken, um dadurch die Leistungsbereitschaft und die Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen zu erhöhen. Dabei gilt es zu hinterfragen, was in der aktuellen Situation die Zielsetzung des eigenen HR-Managements im puncto Mitarbeiterbindung ist:
- „So viele Mitarbeiter:innen wie möglich zu binden?“
- „Nur die flexibelsten Mitarbeiter:innen zu halten?“
- „Wenige Mitarbeiter:innen mit viel Leistung zu binden?“
- „Die Mitarbeiter:innen, die schon vor der Krise loyal zum Betrieb waren, zu halten?“
Die Art und Weise wie ein Hotelier in dieser Krisenzeit mit seinen Mitarbeiter:innen umgeht, hat dabei einen großen Einfluss darauf, wie diese ihn als Führungskraft in seinem Betrieb sehen. Dies ist auch deshalb wichtig, da in der Mitarbeiterfindung Mund-zu-Mund-Propaganda nach wie vor die effizienteste und beste Werbemaßnahme ist.
Das bedeutet, im Mitarbeitermanagement gilt es jetzt mit Weitblick zu agieren, denn jede aktuelle Mitarbeiterentscheidung kann sich positiv, aber auch negativ, auf das eigene Unternehmen (aus Arbeitgebersicht) auswirken.
Zuerst müssen Sie sich über das Fundament Ihres Betriebes in puncto Mitarbeiter:innen, also Ihrer Mitarbeiterstrategie, bewusst werden. Erst dann können bzw. sollten Sie Mitarbeiterentscheidungen treffen, mit Ihren Mitarbeiter:innen kommunizieren und Ihre Mitarbeiter:innen durch diese Krisensituation führen. Also nutzen Sie die Zeit!
Was war, ist und wird in Zukunft Ihr Employer Value Proposition (EVP) für Ihre Mitarbeiter:innen sein? Also was ist Ihr Werteversprechen als Arbeitgeber:in? Dabei sollten Sie sich folgende drei Fragen stellen: Was macht Ihren Betrieb aus Mitarbeitersicht einzigartig? Warum soll eine Mitarbeiter:in in Ihrem Betrieb bleiben? Warum soll sich eine Mitarbeiter:in Ihrem Betrieb committen?
Der Hardware-Prunk allein, also den größten Wellnessbereich, das modernste Zimmer, den besten Pool zu haben usw., reichte schon vor Corona nicht mehr aus. Die Software, also der Service, die Emotionen und Empathie der Gastgeber:innen sowie der Mitarbeiter:innen, sind die entscheidenden Faktoren für einen erfolgreichen Betrieb geworden. Das ist jetzt in der aktuellen Krise nicht anders! Mehr Tiefgang ist gefragt, denn es geht nun um die eigenen Unternehmenswerte.
Einerseits um die Unternehmenswerte, die Ihre Gäste spüren, aber vor allem auch die Unternehmenswerte, die Ihre Mitarbeiter:innen spüren. Die Art und Weise wie Sie sich als Unternehmer:in und Führungskraft verhalten, bestimmt wie diese Werte von den Mitarbeiter:innen zu den Gästen weitergetragen werden. Gerade in Krisenzeiten ist es von zentraler Bedeutung, dass sich auch Ihre Mitarbeiter:innen mit Ihren Unternehmenswerten identifizieren. Deswegen gilt es, die Bedeutung dieser klar zu definieren und abzuleiten, was diese nun für Sie und Ihre Mitarbeiter:innen bedeuten. Zudem geben Werte Orientierung, warum die Mitarbeiter:innen bei Ihnen arbeiten (sollen).
Sie als Unternehmer:in und Führungskraft haben die Aufgabe Ihre Mitarbeiter:innen durch die Krise zu führen. Vergessen Sie nicht: Ihre Mitarbeiter:innen sind verunsichert, wissen nicht wie es weiter geht und sind mit der Situation teilweise überfordert. Umso wichtiger ist es, dass Sie Ihre Mitarbeiter:innen aus der Schockstarre herauszuholen und wieder ins Tun bringen.
Nicht jeder Mitarbeiter wird an seinen Arbeitsplatz zurückkehren können, wo er noch vor ein paar Monaten tätig war. Und es gibt auch Betriebe, die in dieser Phase die Mitarbeiter komplett vergessen und diese sich deshalb auf die Suche nach einem neuen Arbeitgeber machen. Das bedeutet, neue qualifizierte Mitarbeiter werden am Markt sein. Sie haben nun also die Chance, Ihre eigene Teamstruktur zu reflektieren und ggf. neue Mitarbeiter mit ins Boot zu holen. Achten Sie darauf, dass die Stellenbeschreibung und das Anforderungsprofil für neue Mitarbeiter anders sein wird. Besonders die Flexibilität der Mitarbeiter wird dabei eine wesentliche Rolle spielen. Diese neuen, qualifizierten Fachkräfte sind eine Vitaminspritze für die Tourismusbranche, aber kein Problemlöser für den Fachkräftemangel.
Überlegen Sie sich, mit welchen Mitarbeiter:innen Sie die Zukunft gestalten möchten. Analysieren Sie dabei den geplanten Mitarbeiterstellenplan anhand einer Stärken/Schwächen-Analyse, auch in puncto Loyalität, Flexibilität, Teamplayer und Talente. Treffen Sie Ihre Entscheidung unter Berücksichtigung der erforderlichen Mitarbeiteranzahl in Ihrem Budget und definieren Sie die Art und Weise der Zusammenarbeit mit Ihren Mitarbeiter:innen in den kommenden Wochen und Monaten. Ihre Mitarbeiter:innen werden es Ihnen danken!
PS: Mittelfristig gilt es am Weg Ihres Betriebes zur besten Arbeitgebermarke weiterzuarbeiten. Betrachten Sie den Aufbau und die Optimierung einer Arbeitgebermarke (Recruiting, Mitarbeitermarketing, Rahmenbedingungen, Führung & Kommunikation) als ganzheitlichen, fortlaufenden und lebenden Prozess, auch in der Krisenzeit!
„Es ist wie es ist, aber es wird, was wir daraus machen!“ (Verfasser unbekannt)
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