Was bringt der Tourismus für die Lebensqualität vor Ort?
Lebensqualität
Was bringt der Tourismus für die Lebensqualität vor Ort?
Lebensqualität Strategie Organisation
Mag. (FH) Martin Mayerhofer, MSc
Managing Partner & Geschäftsführer
Villach, Österreich
martin.mayerhofer@kohl-partner.at+43 4242 21 123+43 664 85 88 693Zum AutorFotocredit: „Land Tirol/Die Fotografen“ / Bild v.li.: Mayerhofer, LH Mattle, LHStv Dornauer.
Seit mehr als 30 Jahren beschäftigt sich das unabhängige, international tätige Beratungsunternehmen Kohl > Partner mit der Bäderbranche und ihrer Entwicklung. Aktuell zeigt sich, dass die Badeanlagen der 70er- und 80er Jahre endgültig am Ende ihrer Lebensdauer angelangt sind. Vielerorts werden wichtige Bäder aufgrund fehlender finanzieller Mittel sowie veralteter Infrastrukturen geschlossen. Im Zuge einer von Kohl > Partner durchgeführten Bäderstudie für das Bundesland Tirol ist Studienautor und Fachexperte für Bäder, Martin Mayerhofer, den Angeboten und der Nachfrage auf den Grund gegangen.
Egal ob für eine Teilregion oder ein ganzes Bundesland, zunächst muss der absolute Bedarf erhoben werden, und dem aktuellen Angebot gegenübergestellt werden. Bereits im ersten Schritt zeigt sich meist, dass die Grundnachfrage nach dem reinen Schwimmen nur einen Bruchteil der Bäderfrequenzen ausmacht, und dass das Schulschwimmen inzwischen sehr verschieden in Anspruch genommen wird – oftmals steht es nicht in Verbindung mit der Entfernung von Schule zu Schwimmbad. Vielmehr hängt es von der Bereitschaft und Befähigung der Lehrkräfte ab.
Dennoch kann dieser Bedarf rein rechnerisch gut erhoben werden. Weit komplexer ist das Verhalten von Tagesgästen zu beurteilen, da reine Schwimmer nur einen Teil der Gästestruktur ausmachen, und für alle anderen Gäste die Angebotsattraktivität eine weitaus größere Rolle spielt. Zudem muss die touristische Nachfrage bewertet werden: Die Entwicklung zeigt auch hier, dass Hotelbetriebe ihr Bade- und Wellness-Angebot einerseits sukzessive ausgebaut haben und Gäste andererseits stetig mehr Angebot erwarten.
Die Beurteilung ist damit komplex und es erfordert einen Mix aus Zahlen, Daten und Fakten sowie die freizeittouristische Bewertung der Angebotsqualitäten und der Bedarf einzelner und unterschiedlich positionierter Regionen. Reine Schwimmhallen sind mittlerweile nur noch selten attraktiv genug und zielführend – der Trend geht hin zu Regionalbädern mit größerem Einzugsbereich und mehr Attraktionen.
Das Bild von einem deutlich spürbaren Rückgang an Bädern konnte durch die Studie bestätigt werden. Dennoch spielen viele weitere Faktoren eine Rolle – durch das nicht mehr marktadäquate Angebot sinkt die Nachfrage. Somit mussten sowohl für die Analyse als auch für die zukünftige Entwicklung Gesichtspunkte wie der Bedarf an kommunaler Daseinsvorsorge, die Entwicklung der weniger werdenden Angebote und deren Qualitäten, das Angebot aus attraktiver Freizeitinfrastruktur und die wirtschaftliche Perspektive in Betracht gezogen werden.
Im Zuge der Studie in Tirol konnten sämtliche kommunalen Indoor-Badeanlagen analysiert und klare Handlungsempfehlungen gegeben werden.
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Den Rettungseinsätzen zu Folge eine sehr große Rolle. Immer weniger Kinder können schwimmen, was insbesondere in den Sommermonaten, in denen die Begehrlichkeit in ein Bad zu gehen zunimmt, zu gefährlichen Situationen führt, die häufig Rettungskräfte erfordern. Schwimmen zu lernen gehört auch zur elementaren Daseinsvorsorge. Alle Menschen kommen im Leben mit Badeanlagen in Berührung – egal ob Indoor-Bäder oder Freibäder.
Es zeigt sich deutlich, dass der Bedarf für die Bevölkerung auch im Schwimmbereich wieder steigt – es gibt immer mehr Menschen, die aktiv Schwimmen gehen. Ergänzend dazu stellen sie ein attraktives Freizeitangebot dar. Auch für den Tourismus spielen Bäder eine wesentliche Rolle. Trotz steigender Bade- und Wellness-Angebote in den Hotels gibt es viele kleine (Privat-)Betriebe ohne diese Infrastruktur. Zudem haben wir nach wie vor Bedarf an Schlechtwettereinrichtungen – und hier zählen Bäder zu den gefragtesten. Oftmals spielen sie primär keine buchungsentscheidende Rolle – aber sekundär, wenn man sich zwischen zwei Destinationen mit vergleichbaren Angeboten entscheiden muss. In diesem Fall kann ein Hallenbad als Schlechtwetterangebot das „Zünglein an der Waage“ darstellen.
Die Politik ist verantwortlich dafür, dass ein entsprechendes Angebot zur Daseinsvorsorge zur Verfügung gestellt wird. Und hier stellt sich bereits die Grundfrage, was als ausreichend für die „Daseinsvorsorge“ angesehen werden kann. Es gibt keine Definition im Lexikon oder Wikipedia. Das Thema ist komplex und muss für jede Region entsprechend erhoben und bewertet werden. Die Bäderstudie setzt genau hier an, schafft Abhilfe und gibt klare Handlungsempfehlungen.
Ich empfehle, einen neutralen und sachpolitischen Zugang einzunehmen. Aktuell haben wir in Österreich Regionen, in denen eine Unterversorgung besteht und keine Kommune bereit ist, sich diesem Projekt anzunehmen – zumal kommunale Bäder aufgrund der sozialen Tarife Zuschussbetriebe sind. Andererseits haben wir Regionen mit einer Überversorgung beziehungsweise alte, nicht mehr marktadäquate Anlagen. Trotzdem hält man daran fest, da es politisch nicht populär ist, eine Anlage zu schließen.
Fotocredits: „Land Tirol/Die Fotografen“
Mag.FH Martin Mayerhofer, MSc ist Managing Partner und Geschäftsführer bei Kohl > Partner.
Er widmet sich seit mittlerweile 20 Jahren der Branche und ist als Bäderexperte über die Landesgrenzen hinaus im Einsatz.
Informationen zur Studie:
Martin Mayerhofer
Kohl & Partner GmbH
Hans-Gasser-Platz 9
9500 Villach, ÖSTERREICH
E-Mail: martin.mayerhofer@kohl-partner.at
Pressekontakt:
Nicole Vilsmaier
Kohl & Partner GmbH
Hans-Gasser-Platz 9
9500 Villach, ÖSTERREICH
Tel. +49 178 110 900 6
E-Mail: presse@kohl-partner.at