Human Resources & Employer Branding 

08.02.2022
uservon Helmut List
Mag. (FH) Helmut List

Mag. (FH) Helmut List

Managing Partner & Geschäftsführer

Innsbruck, Österreich

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Brennpunkt Tourismus: Angespannte Mitarbeitersituation als größter Game Changer für die zukünftige Entwicklung der Ferienhotellerie

Feuer-Holz-Lagerfeuer_unsplash

Tourismus und vor allem die Ferienhotellerie hat viel mit Emotion zu tun. Es geht um berührende Begegnungen, die Auszeit vom hektischen Alltag und die vermutlich schönste Zeit des Jahres. Derzeit gibt es auch bei unseren Hoteliers und Hotelbetreiber:innen viel Emotion – oder besser gesagt gemischte Gefühle. Die Situation um die Pandemie kocht wieder hoch und nach einem erfolgreichen Sommer, der uns alle hoffnungsvoll auf den Winter blicken hat lassen, verdüstern sich die Aussichten zunehmend. Und zwischen all diesen Veränderungen und Unsicherheiten gibt es einen großen Game Changer: die Mitarbeiterproblematik.

Die Mitarbeitersituation als größter Veränderungstreiber der Branche

Wir stehen vor einem akuten Mitarbeitermangel. Hat sich diese Entwicklung in den letzten Jahren bereits angebahnt, so hat spätestens die aktuelle Krise zahlreiche gute Leute dazu bewogen in andere Branchen abzuwandern. Dort werden sie mit ihrer hohen Dienstleistungsorientierung mit Handkuss genommen und bekommen obendrein angenehmere Arbeitszeiten von Montag bis Freitag geboten. Wir alle wollen gerne am Abend Essen gehen oder übers Wochenende auf Kurzurlaub fahren, aber es gibt immer weniger Menschen, die auch bereit sind zu diesen Zeiten zu arbeiten. Es braucht ein klares Umdenken in der Branche.

Aktuell gibt es hier zwei große Bewegungen:

  • arrowboldMitarbeiter:innen als wertvollstes Gut - Die guten Betriebe beschäftigen sich sehr intensiv mit dem Thema, Human Ressource wird zur Chefsache und absolut zentralen Aufgabe gemacht. Man bietet Top-Mehrwerte, achtet auf das Arbeitsklima und arbeitet aktiv an attraktiven Entwicklungsmöglichkeiten für Mitarbeiter:innen. Vor allem werden neue Führungsstrukturen geschaffen, die es bisher bei familiengeführten Betrieben kaum gegeben hat. Hier geht es ganz klar auch um ein Umdenken im Kopf: Spricht man noch vom Personal oder wirklich von Mitarbeiter:innen auf Augenhöhe? Nur so kann es künftig gelingen, sich als attraktive Arbeitgeber:in zu positionieren und im „War of Talents“ zu behaupten.
  • arrowboldNeue Konzepte mit weniger Mitarbeiteraufwand - Die Gegenbewegung zeichnet sich durch alternative Betriebsmodelle aus, die sich ganz bewusst unabhängiger von Fachkräften machen. Man setzt auf eine Reduzierung im gastronomischen Angebot, lagert Aufgaben – wo möglich – an Dritte aus, digitalisiert Prozesse und legt schließlich vielleicht sogar Bar und Rezeption zusammen, um hier weitere Synergiepotenziale zu nutzen. Man setzt auf kleinere Zimmer und betreuungsärmere Strukturen, dafür stehen ein attraktives Design, überraschende Elemente und moderne Konzepte im Vordergrund. Innovationen im Dienstleistungsbereich stellen Bewährtes auf den Kopf und machen Raum dafür, Tourismus anders zu denken.

Gerade mittelständische Betriebe sind hier gefragt, wie sie sich in Zukunft positionieren wollen. Es gilt herauszufinden, wo für Gäste ein echter Mehrwert geschaffen wird und auf welche Angebote man im Gegenzug dafür verzichten kann. Mit einem steigenden Qualitätsanspruch auf Kundenseite muss klar herausgearbeitet werden, was Qualität für meine Zielgruppen überhaupt bedeutet und wofür sie auch bereit sind zu zahlen. Darüber hinaus braucht es eine starke Positionierung zu Spezialthemen, um diese Nischen am Markt zu besetzen und individuelle Spitzenleistungen weiter auszubauen.

Und auch bei den Gastgeber:innen selbst hat sich die Sicht auf die Dinge verändert. Im aktuellen Generationenwechsel sehen wir uns immer mehr mit potenziellen Nachfolger:innen konfrontiert, die grundsätzlich gerne übernehmen möchten. Aber: Sie wollen es keinesfalls mehr so machen wie ihre Eltern und die angespannte Mitarbeitersituation trägt sein Übriges dazu bei. Der Wunsch nach der besseren Work-Life-Balance ist auch bei den jungen Touristiker:innen angekommen.

Zeit, sich grundlegende Fragen zu stellen

Gerade herausfordernde Zeiten laden uns dazu ein zu reflektieren. Sind wir noch auf dem richtigen Weg oder ist ein Moment für Veränderungen gekommen? Wir laden Sie dazu ein, die aktuelle Phase zu nutzen, um sich genau mit diesen wichtigen Fragestellungen auseinanderzusetzen:

  • Wo sehe ich meinen Betrieb überhaupt in 5-10 Jahren?
  • Wo bieten wir den Gästen echte Mehrwerte an?
  • Was können wir künftig weglassen / reduzieren / neu denken, um uns für Wichtigeres freizuspielen?
  • Welche Investitionen sind in den nächsten Jahren notwendig, um den Betrieb stark aufzustellen?
  • Warum sollen Mitarbeiter für unseren Betrieb arbeiten?
  • Wo können wir uns von anderen (auch in anderen Branchen) etwas abschauen?
  • Welche Veränderungen würden mir als Gastgeber:in mehr Lebensqualität schenken?
  • Wenn eine Übergabe ansteht: Was denken eigentlich die Nachfolger:innen von all dem?

Ganz essenziell an dieser Stelle: Die eigenen Zahlen im Griff zu haben. Wir haben in den letzten Jahren und Monaten gesehen, dass die Resilienz eines Betriebes oft davon abhängt, inwieweit die Unternehmer:innen ein Gespür für die Finanzen des Betriebes haben und auf regelmäßiges Controlling bauen. Dies erfordert gerade jetzt besonders viel Fingerspitzengefühl und schenkt Ihnen im Gegenzug ein solides Fundament, um zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen.

Übrigens: Wenn wir von Krise sprechen, dann halten wir es gerne mit den Chinesen.

In der chinesischen Schrift gibt es kein eigenes Zeichen für Krise. Dieses besteht stets aus zwei Teilen, wobei der erste „Herausforderung“ und der zweite „Chance“ bedeutet. Auch wenn es gerade schwerfällt: Versuchen wir den Blick auf die Gelegenheiten in dieser besonderen Zeit zu richten. #tourismlooksforward

Wollen Sie zu diesem Thema mit uns in den Austausch gehen? Haben Sie noch tiefergehende Fragen? Dann melden Sie sich gerne bei helmut.list@kohl-partner.at.

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