K>P Backstage Interview mit Wolfgang Breitfuß
Human Resources & Employer Branding
K>P Backstage Interview mit Wolfgang Breitfuß
Human Resources & Employer Branding Destination
Mag. Gernot Memmer
Managing Partner & Geschäftsführer
Villach, Österreich
gernot.memmer@kohl-partner.at+43 4242 21 123+43 664 52 06 976Zum Autor3 Erfolgsfaktoren.
Die Region Wilder Kaiser in Tirol hat sie, auch die Regionen Schladming-Dachstein oder Ischgl: die Mitarbeitercard. Mitarbeiter-Lebensräume „à la Card“ liegen im Trend. Über Sinn und Unsinn dieser Vorteilskarten für die Angestellten wird aktuell in Tourismusdestinationen allerdings genauso viel diskutiert wie seinerzeit über die Gästecards. Fest steht: Mitarbeitercards werden das Problem des stark steigenden Mitarbeiterbedarfs nicht lösen. Sie können aber plakativ Benefits für Mitarbeiter:innen aufzeigen und sind somit ein Mosaikstein zur Personalgewinnung und -bindung in Destinationen.
Was also tun, damit eine Mitarbeitercard nicht zwischen Führerschein und Kreditkarte untergeht und sowohl Mitarbeiter:innen als auch Leistungspartner:innen und die Destination insgesamt profitieren?
Wer glaubt, mit der Umsetzung einer Mitarbeitercard auf Destinationsebene bereits einen Haken unter das Thema „Best Employer Destination“ setzen zu können, denkt zu oberflächlich. Eine „Best Employer Destination“ schafft es, als Destination einen attraktiven Lebens- und Arbeitsplatz zu bieten, mehr Mitarbeiter:innen in die Destinationen zu holen, diese zu halten und die Mitarbeiterzufriedenheit in der Destination dauerhaft sicherzustellen. Eine Mitarbeitercard wirkt daher nur im Verbund mit weiteren Teilprojekten einer umfassenden Mitarbeiterinitiative.
„Was sind die herausragenden Pluspunkte der Destination in Sachen Lebensqualität?“, „Warum macht es aus Sicht der Mitarbeitenden Sinn, genau in dieser Destination zu leben und zu arbeiten?“ und „Was braucht die Destination, um als Lebensraum für Mitarbeiter:innen noch attraktiver zu werden?“ sind Fragen, die als Analysebasis zur Erstellung eines Gesamtkonzepts dienen können.
Mitarbeitercards müssen den Mitarbeitenden einen Mehrwert bieten. Nicht die Hundertste einfallslose Rabattkarte ist gefragt, sondern Cards, die Beziehungen zu den Mitarbeiter:innen aufbauen und sich gut für die Personalgewinnung und -bindung einsetzen lassen. Problemlösungen, Originalität und Karten mit emotionalen Erlebniswerten sind der Schlüssel.
Befragungen der Mitarbeitenden und der Arbeitgeber:innen geben Aufschluss darüber, was wirklich einen Mehrwert bringt. So können Leistungen eingebunden werden, die Ausdruck der guten Lebensqualität des Lebensraums sind und den Mitarbeiter:innen gegenüber entsprechende Wertschätzung ausdrücken.
Die Teammitglieder werden so motiviert, mehr in der Destination unterwegs zu sein, nutzen mehr Freizeitangebote, treffen verstärkt andere Kolleg:innen, vernetzen sich weiter und binden sich letztendlich fester an die Destination.
Eine umfassende Erhebung von Kohl > Partner zeigt, dass aktuell vor allem Leistungen wie Sportangebote, Mobilität (wie Bus, Taxi etc.), Essen und Trinken, Fitness und Wellness sowie Shopping und Verleih in Mitarbeitercards eingebunden sind. Hier kommt jedoch der Innovationsfaktor zu kurz. Um sich gegenüber anderen Destinationen abzuheben, muss die Karte Alleinstellungsmerkmale aufweisen.
In fast allen Mitarbeiterbefragungen in Destinationen werden die Themen leistbarer Wohnraum, Mobilität ohne eigenes Auto, Freizeitangebote und Begegnungsorte und -treffpunkte als wichtige Bedürfnisse genannt. Nicht alles lässt sich über die Card lösen, aber in jedem Fall können Benefits in die Mitarbeitercard eingebunden werden, die positiv auf diese Bedürfnisse einzahlen und so als Mehrwert und USP gleichzeitig dienen.
Zusätzlich sollte der Zeitfaktor beachtet werden: Sind die Karten mit Benefits überfrachtet, können die Mitarbeitenden nur einen kleinen Teil der Angebote nutzen. In diesem Fall sind weniger, dafür aber individuell auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen in der Region zugeschnittene Angebote ausschlaggebend.
Auch bei Mitarbeitercards bestehen, ähnlich wie bei Gästecards, unterschiedliche Systeme und Zugänge in Destinationen:
Als „Kaufkarten“ werden die Cards bezeichnet, die von den Arbeitgeber:innen für ihre Mitarbeitenden zu einem abhängig von den inkludierten Leistungen kalkulierten Preis gekauft werden. Die Leistungspartner bekommen hier ca. 50 bis 60 Prozent vom sogenannten durchschnittlich durchgesetzten Preis ausgeschüttet.
Für sogenannte „Umlagekarten“ führen die beteiligten Betriebe einen Beitrag von beispielsweise 15 Euro pro Mitarbeiter:in pro Saison ab.
Alternativ gibt es die Mitarbeitercards ohne Leistungsverrechnung, dies sind meist Bonus- bzw. Rabattkarten.
Wird die Mitarbeitercard gut in ein Gesamtkonzept eingebunden, stellt sie einen Mehrwert mit Innovationsfaktor dar und baut sie auf das richtige Cardsystem auf, kann dieser Benefit ein wertvoller Mosaikstein im Gesamtkonzept einer „Best Employer Destination“ sein und nachhaltig zur Mitarbeiterfindung und -bindung beitragen.