Human Resources & Employer Branding  Hotellerie  Gastronomie 

05.09.2022
uservon Helmut List
Mag. (FH) Helmut List

Mag. (FH) Helmut List

Managing Partner & Geschäftsführer

Innsbruck, Österreich

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FührungsKRAFT statt Employer Branding gegen Fachkräftemangel im Tourismus

Zu wenig Fachkräfte und Mitarbeiter für zu viele offene Stellen im alpinen Tourismus, das ist unbestritten. Viele Hotel- und Gastronomiebetriebe werden aktuell gezwungen, übertriebene Lohnforderungen zu akzeptieren, Öffnungszeiten zu reduzieren, das Angebot einzuschränken oder gar Konzepte radikal umzustellen. War früher das Finden neuer Gäste die größte Herausforderung unserer Branche, so ist es heute die Suche nach Mitarbeitern. Kein Wunder also, dass viele im Tourismus tätige Marketing- und Mitarbeiteragenturen aus der Not unserer Betriebe das große Geschäft machen wollen. „Employer Branding“ ist in diesem Zusammenhang in aller Munde und allzu oft werden vielversprechende Lösungen in Form teurer Marketingkonzepte verkauft. Vermittelt wird dabei nicht selten der Eindruck, als ob sich mit ein paar netten Slogans und kreativen Werbekampagnen kurzfristig eine Arbeitgebermarke aufbauen ließe. Unsere Mitarbeiter kennen die Branche allzu gut und sind meist hervorragend vernetzt. Bei austauschbaren Botschaften und leeren Versprechen kann der Schuss daher schnell nach hinten los gehen.

Nicht falsch verstehen, auch Kohl > Partner begleitet Betriebe und Destinationen seit vielen Jahren dabei, zu einer attraktiven Arbeitgebermarke zu werden. Natürlich ist es das große Ziel, im hart umkämpften Arbeitsmarkt ein begehrter Arbeitgeber zu sein, nur sollte man keinesfalls den zweiten Schritt vor dem ersten tun. Viele Studien belegen, dass Mitarbeiter nicht Unternehmen, sondern meist ihre Führungskräfte verlassen. Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich auch, dass gute Führungskräfte nicht nur gute Mitarbeiter anziehen, sondern auch binden.

Lauscht man Diskussionen über die angespannte Mitarbeitersituation im Tourismus, stellt man sich natürlich die Frage, ob die Pandemie der Hauptschuldige für diese Misere ist? Nein! Corona hat lediglich die schon vorher allseits bekannten Probleme unserer kleinstrukturierten Branche ans Licht gebracht und unsere Medien haben ihr Übriges zu einem massiven Imageschaden beigetragen. Und genau hier muss der Tourismus jetzt ansetzen, wenngleich die Mammutaufgaben einer nachhaltigen Imagepolitur mehrere Jahre dauern dürfte.

Seit vielen Jahren begleitet das Team von Kohl > Partner Hoteliersfamilien sowie deren Führungskräfte und entwickelt gemeinsam mit den Unternehmer:innen HR-Konzepte, maßgeschneidert auf ihre Betriebe. Mit der Überzeugung, dass der Tourismus vor dem größten Strukturwandel aller Zeiten steht, möchte Helmut List, Managing Partner bei Kohl > Partner, mit den folgenden 3 Empfehlungen einen längst überfälligen Paradigmenwechsel vorantreiben:

1. Hausaufgaben bei den Rahmenbedingungen erledigen

Haben Sie sich schon mal die Frage gestellt, warum ein Mitarbeiter gerade in Ihrem Betrieb arbeiten sollte? Mitarbeiter können sich den Arbeitgeber heute aussuchen, weshalb Top-Rahmenbedingungen schon längst nicht mehr die Kür, sondern vielmehr zur Pflicht geworden sind. Wer will heute seine kostbare Freizeit noch freiwillig in einem überholten „Personalzimmer“ mit Gemeinschaftsdusche verbringen? Für führende Hotelbetriebe ist eine schöne Mitarbeiterunterkunft sowie top Verpflegung mittlerweile selbstverständlich. Bei den Rahmenbedingungen geht es aber auch um ein faires Gehalt bei korrekter Arbeitszeitaufzeichnung, um eine möglichst gute (längerfristige) Planbarkeit in der Dienstplangestaltung, um Entwicklungs- und Fortbildungsmöglichkeiten oder um andere Benefits rund um Nutzungsmöglichkeiten der Hotelinfrastruktur oder Vergünstigungen bei Partnerbetrieben.

Als Antwort auf das steigende Freizeitbedürfnis bieten attraktive Hotelbetriebe vermehrt die Möglichkeit flexibler Arbeitszeitmodelle. Mehr Flexibilität steht natürlich ein wenig im Widerspruch zur vorherrschenden Mitarbeiterknappheit. Dennoch lohnt es sich, über verschiedene Arbeitszeitmodelle nachzudenken, bestehende Strukturen kritisch zu hinterfragen und wirtschaftliche Auswirkungen zu beleuchten. Die Bandbreite reicht hier von einer möglichen 4-Tage-Woche, über Homeoffice für Reservierungsmitarbeiter bis hin zu verschiedenen Gleitzeit- und Durchrechnungsmodellen.

2. Für ein positives Mindset in Sachen Mitarbeiter sorgen

Ein Sprichwort sagt: „Man kann nicht negativ denken und Positives erwarten“. Nun liegt es an jedem einzelnen Tourismusakteur, für die richtige Stimmung zu sorgen. Auch wenn es im Moment nicht gerade leichtfällt, braucht es eine positive Grundeinstellung hinsichtlich Mitarbeiter. Wir müssen aufhören, zu jammern! Es braucht wieder Leidenschaft und Feuer für unsere Branche. Denn nur, wenn wir selbst hart daran arbeiten und mit erhobenem Haupt wieder stolz auf unsere Branche sind, werden es irgendwann auch wieder unsere Gesellschaft, die Eltern und Freunde potenzieller Auszubildender, unsere Mitarbeiter selbst und vor allem auch unsere Gäste sein.

Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass die Art und Weise wie ich die Welt sehe, weitreichende Implikationen für meine Einstellungen meinen Mitmenschen gegenüber hat. Es beeinflusst nicht nur mein Denken und mein Fühlen, sondern auch mein Verhalten. Da nützt es auch nichts, wenn im Employer Branding Konzept zwar schöne Mitarbeiterwerte definiert sind, aber nicht klar ist, ob und wie man sie leben will.

Die gute Nachricht ist, dass man an der eigenen Einstellung aktiv arbeiten kann. Ein erster Schritt besteht darin, Vorbild zu sein. Mit der Grundeinstellung, dass jeder einzelne Mitarbeiter wertvoll ist, sollte man keine Gelegenheit auslassen, seinen Leuten Wertschätzung entgegenzubringen. Egal ob es ein vermeintlich einfaches „Danke“ ist oder man sich bewusst Zeit für ein wertschätzendes Gespräch nimmt. Um den Blick im Alltag wieder verstärkt auf das Positive zu richten, wird empfohlen, positiven Erlebnisse am Ende des Arbeitstages nochmals einen Raum zu geben, sich diesen bewusst zu werden und in ein Tagebuch zu schreiben. Sie werden überrascht sein, welche Auswirkungen das auf Ihre Grundeinstellung hat.

3. In die betriebliche FührungsKRAFT investieren

Eine engagierte Jungunternehmerin hat gemeint: „Es ist nicht der Mitarbeitermangel, sondern der Führungskräftemangel, der uns über viele Jahre in diese Situation gebracht hat“. Dabei geht es weniger um ein professionelles Anwenden von gelernten Tools und Führungstechniken. Vielmehr braucht es in dieser fordernden Zeit Führungspersönlichkeiten, die keine Scheu haben, mit den eigenen Leuten in Dialog zu gehen. Mit dieser Beziehungsarbeit entsteht emotionale Bindung, die nicht nur die Zufriedenheit und Leistungsbereitschaft, sondern eben auch die Loyalität erhöht.

Die Qualität der Führungskraft entscheidet künftig noch stärker über Erfolg oder Misserfolg. Auch aus diesem Grund erweisen sich Investitionen in diesem Bereich als nachhaltig. Es braucht Führungskräfte, die gelernt haben zu führen, zu begeistern und das Ganze mit Freude leben. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Menschliche Entwicklung braucht Zeit, Geduld und vor allem viel Kraft … FührungsKRAFT sozusagen!

Nur durch dauerhaft engagierte und professionell agierende Unternehmer:innen, Führungskräfte sowie Mitarbeitende wird man zum attraktiven Arbeitgeber und damit eben auch zur begehrten „Employer Brand“. Ist der Grundstock einer professionellen Führungskultur im Hotel gelegt, steht einem offensiven Mitarbeitermarketing im Sinne des „Employer Branding“ nichts mehr im Wege.

Nutzen Sie selbst die Chance, im Zuge des 2-tägigen Führungslehrgangs „Wie Sie zum richtig guten Chef werden“ sich selbst als Führungspersönlichkeit weiterzuentwickeln, eigene Führungskompetenzen zu steigern, Führungsinstrumente zu beherrschen, effektive Kommunikation zu forcieren, Stärken der Mitarbeiter:innen erkennen und richtig einsetzen. Holen Sie sich frische Impulse und erfahren Sie, wie Sie in Ihrer Chef-Rolle das Beste aus sich und Ihren Mitarbeiter:innen herausholen. Der nächste Termin findet von 11. Bis 12. Oktober 2022 in Innsbruck statt. Mehr Infos finden Sie hier.

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