Impulse für die Destinationsentwicklung mit und nach Corona
Destination
Impulse für die Destinationsentwicklung mit und nach Corona
Destination Organisation
Mag. Gernot Memmer
Managing Partner & Geschäftsführer
Villach, Österreich
gernot.memmer@kohl-partner.at+43 4242 21 123+43 664 52 06 976Zum AutorWir schreiben das Jahr 2040. Der Klimawandel hat in den letzten 20 Jahren zu drastischen und sichtbaren Veränderungen geführt. Viele Inseln sind verschwunden und durch das weitere Ansteigen des Meeresspiegels ist der Untergang einiger ehemaliger Urlaubssehnsuchtsorte, die schon 2025 regelmäßig überschwemmt wurden, nicht mehr zu verhindern. In den Mittelgebirgen ist vielerorts Winter mit Natur-Schnee nicht mehr erlebbar und auch in alpineren Lagen häufig nur mit künstlicher Nachhilfe realisierbar. Öko-Beiträge werden fast überall in die Preise einkalkuliert. Urlaub und Freizeitangebote sind teurer aber nun (endlich) nachhaltiger geworden.
Overtourism, Overinformation, Overcommunication, Overdigitalisation, Overmanagement führen zur großen Sehnsucht nach Vereinfachung in vielen Lebensbereichen.
Der Urlaub pendelt zwischen analogen und digitalen Formaten und vor Ort wird alles dafür gemacht, dass seltene Angebote besonders begehrenswert und geschützt oder sogar limitiert werden. Die (ausflugstouristischen) Überlastungserscheinungen sind eingedämmt. Der Besuch von Hotspots muss von Besucher:innen in Form von Zeitslots langfristig geplant werden.
Insgesamt geht es um den Erhalt und die (Weiter-)Entwicklung von attraktiven Lebensräumen – begehrenswert für Einheimische, Mitarbeitende sowie Gäste.
Wir schreiben das Jahr 2040. Im Grunde hat sich gar nicht so viel verändert. Urlaub dient nach wie vor in überwiegendem Ausmaß der Erholung, dem Ausbruch aus dem Alltag, um Antworten auf eigene Sinnfragen und Selbstverwirklichung zu finden. Der Gast will alles in kürzester Zeit erleben, mal oberflächlich, mal intensiv. Die Angebote bewegen sich zwischen High-Tech und High-Touch. Krisen, wie die Covid-19-Pandemie am Beginn der 2020er Jahre, werden nach langsamem Abklingen schnell wieder vergessen oder zumindest im Urlaub verdrängt.
Klar gibt es innovative Angebote in der Mobilität, in der Kommunikation, am Berg im Tal oder am Wasser. Klar gibt es immer wieder neue Horizonte, die die Menschen aufsuchen. Doch die unentdeckten Landschaften werden immer seltener. Daher wird auch Urlaub in der Arktis, Urlaub unter Wasser, Urlaub am Mond oder Urlaub im Weltall verstärkt angepriesen, um neue Erlebnisräume zu eröffnen.
Trotzdem oder gerade deswegen geht es vielerorts um den Erhalt und die
(Weiter-)Entwicklung von attraktiven Lebensräumen – begehrenswert für Einheimische, Mitarbeitende sowie Gäste.
Die Wahrheit wird irgendwo zwischen diesen beiden Geschichten liegen. Schwache und teilweise auch starke Signale dafür gibt es heute bereits. Der Blickwinkel wird sich weiterhin ändern. Urlaubsdestinationen werden mehr in Lebensräumen gedacht, mit all den Facetten, die Lebensqualität vor Ort ausmachen. Deren (touristische) Organisationen müssen sich bereits heute eine robuste Strategie zurechtlegen, die unabhängig vom Eintreten der dargestellten Szenarien umzusetzen ist. Robuste Strategien deshalb, weil sie widerstandsfähiger, kräftiger, stabiler sind, unabhängig davon, ob Story 1 oder Story 2 Wirklichkeit wird. Führungskräfte bleiben weiterhin gefordert.
Die Destinations-Management-Organisation (DMO) entwickelt sich zur Lebensraum-Organisation (LRO). Viele Entwicklungen, die den Tourismus in Zukunft stark betreffen werden, haben mit Entwicklungen rund um die Themen Klimawandel, Mobilität, Digitalisierung, Streben nach Lebensqualität zu tun. Der Wirkungsbereich der Organisation orientiert sich somit an folgender Formel: Attraktiver Lebensraum für Einheimische = Attraktiver Arbeitsraum für Mitarbeitende = Attraktiver Erlebnisraum für Gäste. Achtung: Ebenso wichtig ist eine hohe Kundenorientierung und ein aktives Stakeholder-Management, um zu vermeiden, dass sich die Organisation zu stark um sich selbst dreht.
Das Aufgabenportfolio touristischer Organisationen nimmt immer weiter zu. Stets kommen neue Aufgaben hinzu, oft auch ohne erheblich größere Budgets und die Erweiterung von Einflussbereichen und Mitarbeiterressourcen. Oft fehlt auch der Mut, „Altlasten“ loszuwerden oder zumindest (endlich) zu reduzieren. Führungskräfte müssen in Zukunft stark fokussieren und dürfen sich bei der Fülle an Aufgaben nicht im „Klein-Klein“ verlieren. Sie müssen öfter „Nein“ sagen zu Dingen, die nicht zum Purpose passen und brauchen hier auch dringend Unterstützung auf Ebene der Entscheidungs-Gremien touristischer Organisationen.
Durch die vielfältigen Aufgaben verlieren sich heute schon viele touristischen Organisationen in zu vielen Details. Agile Führung bedeutet vor allem auf Team-Ebene, dass Führungskräfte viel Verantwortung in Kompetenz-Teams abgeben. Diese Kompetenz-Teams müssen nicht immer nur Teil der eigenen Organisation sein, sondern können auch Partner:innen und Leistungsträger:innen von außen integrieren. Als richtungsweisende Organisation im Lebensraum geben Sie Ziele, jedoch nicht den genauen Weg vor, wie dieses Ziel zu erreichen ist. Die agile Führungskraft ist vor allem Coach und Weichensteller für das Team.
Die Kunst, sich selbst zu führen, muss gelernt werden. Die Teams der Zukunft werden immer seltener nur aus Touristiker:innen bestehen. Die Führungskraft von morgen managt interdisziplinäre Netzwerke, lässt andere strahlen und löst Entwicklungen im Lebensraum aus. Die Führungskraft von morgen führt durch gezielte Fragen und Impulse und steht stets beratend zur Seite. Zudem wird Teamleiter:innen (extern wie intern) hohes Vertrauen geschenkt.
Die Pandemie hat es gezeigt. Der Klimawandel wird es noch zeigen. Immer wieder werden Krisen auftreten, die gemanagt werden müssen. Arbeiten Sie mit Szenarien und bauen Sie Resilienz für Ihre Organisation und sich als Führungskraft auf.
Wollen Sie mit uns Thesen zur DMO2040 diskutieren? Rollenbilder für Ihre Organisation und Anforderungen an Führungskräfte auf den Punkt bringen? Haben Sie noch tiefer gehende Fragen? Dann besuchen Sie unserer Seminare und Tourismuswerkstätten zum Thema oder wenden Sie sich direkt an gernot.memmer@kohl-partner.at.