Über die Resilienz von Lebens- & Wirtschaftsräumen
Lebensqualität
Über die Resilienz von Lebens- & Wirtschaftsräumen
Destination
Jana Große Hokamp, MA
Beraterin
Stuttgart, Deutschland
jana.grossehokamp@kohl-partner.eu+49 7171 9477011Zum AutorWie können strategische Kooperationen zwischen Wirtschaft und Tourismus die DMO unterstützen und einen Mehrwert für die Destination schaffen? Ist der Aufwand dafür gerechtfertigt? Welchen konkreten Nutzen haben die Leistungsträger von diesen Kooperationen?
Darüber diskutierte Jana Große Hokamp beim PraxisTalk am 18. Dezember 2024 mit unseren Gästen. Als Einstieg stellte Alexander Seiz, Geschäftsführer Kohl > Partner Stuttgart, vor, welche Kooperationsansätze es in der Theorie gibt und wie diese einen Mehrwert für alle, sowohl Tourismus, Wirtschaft & Industrie als auch Bevölkerung haben kann. Er verdeutlicht: Kooperationen können nicht nur auf der Angebotsebene – wie z.B. durch Markenerlebniswelten oder Factory-Outlets – attraktiv sein, sondern weiter gedacht auch strategisch genutzt werden. Auch Tourismuswerbung auf ungewöhnlichen (Industrie-)Produkten, Nutzung eines Wirtschaftsclusters als Positionierungsthema oder die Bereitstellung von Endkundenprodukten zu Testzwecken können interessante Kooperationen sein. Zudem ist eine deutliche Tendenz spürbar, dass sich Unternehmen aufgrund des Fachkräftemangels immer stärker für die Freizeitqualität als weichen Standortfaktor im Recruiting interessieren und entsprechend offen für Investitionen und Engagement sind.
Welche konkreten Kooperationsbeispiele es bereits gibt, haben wir im Anschluss an unsere drei Praxis-Beispiele vorgestellt:
Seit über 10 Jahren besteht das Projekt „Wegepatenschaften“, bei dem Unternehmen als Paten für sechs Premiumwanderwege gewonnen werden konnten. Die Kooperation reicht von finanziellen Partnerschaften bei Events und Kampagnen bis hin zur personellen Unterstützung im Wegemanagement auf Seiten der Industriepartner. Eine Impression zu den Wegepatenschaften finden Sie hier. Zu den Erfolgsfaktoren gehören Mut, Ausdauer, professionelle Vorbereitung und strategisches Stakeholdermanagement.
Den vom Donaubergland gemeinsam mit Kohl > Partner entwickelten Leitfaden, wie solche Kooperationen strategisch aufgebaut werden können, finden Sie hier.
Hans-Peter Engelhart stellt die erfolgreiche Belebung eines „Schandflecks“ – des Bahnhofsgebäudes Münsingen – durch die touristische Nutzung als Mobilitätszentrum rund um das E-Bike-Thema vor. Mit Bosch als Hauptkooperationspartner und kleineren regionalen Partnern konnte mit der Zeit ein starkes Netzwerk geschaffen und attraktive Touren entwickelt werden. Bosch stellte zudem innovative Navigationsgeräte zur Verfügung, die so am Endkunden getestet werden konnten, während diesem damit ein attraktives Zusatzangebot gemacht wurde. Entscheidend war eine zentrale Schaltstelle für Kooperationsmanagement, die die Multiplikationseffekte nutzte, um weitere Partner zu gewinnen. Auch wenn Bosch die Kooperation aufgrund strategischer Neuausrichtung pausiert hat, bleibt der Erfolg des Mobilitätszentrums durch den Wert der AlbCard sowie weitere „kleine“ Kooperationen ungebrochen.
Als Überleitung zum dritten Praxisbeispiel werden verschiedene Card-Modelle differenziert dargestellt. Sowohl klassische Gäste-Cards als auch Citygutscheine bieten Möglichkeiten für Kooperationen und Mehrwerte für Tourismus, Wirtschaft und Region. Ein besonderer Fokus liegt hier auf der Job Card, die auch durch regionale Kooperationen sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer Mehrwerte schafft, wie z.B. Standortattraktivität, Fachkräftebindung und Zugang zu Tourismus- und Freizeitinfrastruktur. Seit Kurzem gibt es auch eine deutliche Tendenz, die verschiedenen Card-Typen ineinander zu integrieren – so also Vorteile aus dem Tourismus mit klassischem Shopping-Gutschein zu kombinieren.
Als Abschluss wird ein ganz aktuelles Best-Practice-Beispiel, die Remstal JobCard als zukunftsweisendes Instrument für regionale Wertschöpfung und Standortattraktivität vorgestellt - ein wichtiger Beitrag zum Lebensraummanagement 2.0. Firmen können dabei im Rahmen des steuerfreien Sachbezugs bis zu 50 € pro Monat an ihre Mitarbeitenden auszahlen. Die derzeit 800 ausgegebenen Karten können bei rund 150 Akzeptanzstellen – darunter vor allem Weingüter, Gastronomiebetriebe, Erlebnisanbieter und Einzelhandel – eingelöst werden. Damit stärkt die JobCard nicht nur die regionale Wirtschaft, sondern wirkt sich auch positiv auf den Tourismus aus: Betriebe steigern ihren Bekanntheitsgrad, gewinnen neue Kunden und tragen zur Förderung lokaler Freizeit- und Erlebnisangebote bei.
Der Beitrag des SWR1 kann hier noch einmal angehört werden.
Diese Beispiele zeigen, dass es eine Vielzahl von Ansatzpunkten für Kooperationen mit Wirtschaft und Industrie gibt. Es braucht Mut, Ausdauer und die größte Herausforderung besteht darin, mit den potenziellen Partnern in Kontakt zu treten. Ist dieser erste Schritt getan, so wurde in den Beispielen auch deutlich, dass darauffolgend möglicherweise weitere Unternehmen Interesse zeigen.
Die Folien des PraxisTalks finden Sie, inklusive der Unterstützungsmöglichkeiten durch Kohl > Partner, hier: