Vorläufige Endbilanz Sommer 2024
Hotellerie
Vorläufige Endbilanz Sommer 2024
Controlling & Benchmarks Destination Hotellerie Gastronomie
Mag. (FH) Helmut List
Managing Partner & Geschäftsführer
Innsbruck, Österreich
helmut.list@kohl-partner.at+43 512 21 43 15+43 664 8588694Zum AutorMit 355 Teilnehmern verzeichnete die diesjährige Umfrage von Kohl & Partner großes Interesse. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Stimmung in der Tourismusbranche im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert hat. Der Tourismus im Alpenraum ist also auf gutem Wege, wenngleich die Herausforderungen wachsen. Es sind vor allem Faktoren wie steigende Mitarbeiterkosten, die Nachwehen der Inflation und das veränderte Gästeverhalten, die den Betrieben zu schaffen machen. „Die Betriebe müssen noch flexibler werden, um auf volatile Rahmenbedingungen zu reagieren.“, erklärt Helmut List, Managing Partner bei Kohl > Partner.
Stimmungsbarometer Tourismus Sommer 2024
Auf einer Skala von 1 (pessimistisch) bis 5 (optimistisch) ergab die Umfrage im letzten Jahr einen Durchschnittswert von 2,8, während sie dieses Jahr auf 3,2 gestiegen ist. Dies zeigt, dass die Branche zuversichtlicher in die Zukunft blickt, trotz weiterhin bestehender Herausforderungen.
Die Ergebnisse zeigen jedoch regionale Unterschiede. In Österreich bewerten 50 % der Befragten die Stimmung als neutral, 31 % sind optimistisch und 19 % pessimistisch. In Bayern ergibt sich ein ähnliches Bild, wobei 41 % optimistisch und 44 % neutral sind, aber 15 % eine pessimistische Einschätzung haben. Besonders positiv ist die Lage in Südtirol, wo 55 % der Befragten eine neutrale und 45 % eine optimistische Haltung haben. Keiner der Befragten aus Südtirol bewertet die Stimmung negativ, was als deutliches Signal gewertet werden kann.
Die Teilnehmer konnten bis zu drei Nennungen zu den größten Herausforderungen machen. Die Ergebnisse zeigen signifikante Unterschiede zwischen den Regionen:
Ein weiteres zentrales Thema war die Auslastung im bisherigen Sommer 2024. Die deutschen Betriebe berichten mit 41 % am häufigsten von einer schlechteren Auslastung als erwartet, gefolgt von den österreichischen Betrieben (33 %). In Südtirol waren es nur 20 % der Betriebe, die eine schlechtere Auslastung verzeichneten. Die Mehrheit der Betriebe in allen Regionen gibt an, dass die Auslastung den Erwartungen entsprach: 45 % in Österreich, 49 % in Südtirol und 44 % in Deutschland. Eine über den Erwartungen liegende Auslastung wurde in Südtirol mit 31 % am häufigsten genannt.
Die Frage nach der Preisdurchsetzung zeigt erfreuliche Ergebnisse. In Deutschland sind 73 % der Befragten mit der Preisdurchsetzung zufrieden oder sehr zufrieden, in Südtirol sind es 67 % und in Österreich 60 %. Dies deutet darauf hin, dass die Preissteigerungen der letzten Jahre gut umgesetzt werden konnten.
Das Konsumverhalten der Gäste zeigt klare Spartrends. In Österreich geben 73 % der Betriebe an, dass ihre Gäste weniger ausgeben, in Deutschland sind es 53 % und in Südtirol 46 %. Die Zusatzkonsumation der Gäste hat sich laut Umfrage nur bei sehr wenigen Betrieben verbessert.
Die Umfrage hat ebenfalls gezeigt, in welchen Bereichen die Gäste am meisten sparen. Die Gastronomie ist dabei mit 59 % der am häufigsten genannter Bereich, gefolgt von Übernachtungen (16 %) und Wellness-Angeboten (13 %).
Die Umsatzerwartungen der Betriebe sind insgesamt positiv. Fast 80 % der Befragten sagen, dass ihre Umsätze gleich oder besser als im Vorjahr sein werden. In Österreich und Deutschland gibt ein Viertel der Befragten an, dass die Umsätze schlechter ausfallen könnten. Im Vergleich zum Vorjahr insgesamt ein ernüchterndes Bild, wo noch knapp 45% der Befragten von einer besseren Umsatzerwartung gesprochen haben.
Im Vergleich zum letzten Jahr gab es eine überraschend positive Entwicklung bei der Mitarbeitersituation. In Österreich und Südtirol sagen nur noch 9 % bzw. 6 % der Betriebe, dass ihnen Mitarbeiter fehlen. In Deutschland ist die Lage etwas angespannter, hier geben 15 % an, dass sie einen Mangel an Mitarbeitern haben. Im Vorjahr haben noch 45% der Befragten angegeben, dass akuter Mitarbeitermangel besteht. Auch dieses Jahr sind es wieder die Bereiche Küche, Service und Reinigung, wo der größte Mangel vorhanden ist.
Die Umfrage zeigt eine überwiegend positive Erwartung für den kommenden Herbst. 70 % der Befragten sind optimistisch und gehen davon aus, dass die Auslastung wie erwartet oder sogar besser sein wird, wenn die Rahmenbedingungen wie das Wetter stimmen.
Auch in Bezug auf die kommende Wintersaison sind die meisten Befragten neutral gestimmt (54 %). Mit 25% blicken deutlich mehr als im Vorjahr (16%) optimistisch auf die kommende Wintersaison. So sind es nur noch 12 % die den Winter pessimistisch einstufen.
Die Buchungsvorschau zeigt laut befragter Touristiker, dass 15 % der Betriebe bereits mehr Buchungen als im Vorjahr „on the books“ haben, während 31 % noch hinter den Buchungen des Vorjahres zurückliegen. Mehr als die Hälfte bewegt sich auf Vorjahresniveau.
Die Ergebnisse des Stimmungsbarometers zeigen deutliche regionale Unterschiede im Alpenraum. Während in einigen Bereichen Optimismus herrscht, stehen viele Betriebe vor erheblichen Herausforderungen. Die Schere zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Unternehmen scheint sich immer weiter zu öffnen. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind heute wichtiger denn je, um sich in einem zunehmend volatilen Umfeld zu behaupten.
„Wir sehen positive Entwicklungen in der Stimmung, was unserer Branche insgesamt gut tut. Gleichzeitig nehmen die Herausforderungen zu“, resümiert Helmut List, Managing Partner bei Kohl & Partner. Die Vorzeichen für den weiteren Verlauf der Saison sind zwar gut, doch wie immer wird die endgültige Rechnung erst am Ende der Saison gemacht.