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21.04.2025
uservon Alexander Seiz
Dipl.-BW (FH) Alexander Seiz

Dipl.-BW (FH) Alexander Seiz

Geschäftsführer

Stuttgart, Deutschland

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Was tun, wenn das geplante Ferienresort auf Gegenwind trifft?

Touristische Großprojekte wie Ferienresorts, Hotelanlagen oder Erlebniszentren stoßen in vielen Gemeinden zunehmend auf Widerstand. Bürgerinitiativen formieren sich, öffentliche Debatten eskalieren, und der Vertrauensverlust gegenüber Politik und Investoren wächst. Doch es gibt Wege, diesen Konflikten konstruktiv zu begegnen. Das Beispiel Schluchsee zeigt, wie es mit einem sachlichen Dialog, fachlicher Expertise und einer Verfahrensumkehr gelingen kann, die Diskussion zu versachlichen und die Interessen vieler Beteiligten einzubeziehen.

Schluchsee

Ein Projekt mit Zündstoff

In der Gemeinde Schluchsee – einem traditionsreichen Kurort im Süden Baden-Württembergs – sind die Nächtigungszahlen seit den 1990er Jahren rückläufig. Mit dem Rückgang der touristischen Wertschöpfung fehlen Mittel zur Erhaltung zentraler Infrastrukturen wie dem Kurhaus oder dem Freizeitbad. Als sich 2021 ein Investor für ein ausgewiesenes Sondergebiet mit Seesicht interessiert und dort ein Naturresort errichten möchte, begrüßt die Gemeinde das Vorhaben ausdrücklich.

Doch schnell formiert sich Widerstand: Eine Bürgerinitiative wirft der Gemeinde Ausverkauf vor, warnt vor Spekulation und „kalten Betten“. Die Diskussion wird emotional – und droht, zu verhärten.

Sachlicher Dialog statt Polarisierung

Kohl > Partner wird mit der fachlichen Prozessbegleitung beauftragt. In moderierten Dialogformaten, geleitet von Alexander Seiz, kommen Vertreter:innen der Bürgerinitiative, der Gemeindeverwaltung und des Gemeinderats regelmäßig ins Gespräch. Ängste und Bedenken werden gehört und in einem sachlichen, wertschätzenden Dialog ernst genommen – ebenso wie Chancen und Potenziale gemeinsam erörtert. Allein durch strukturiertes Konfliktmanagement werden viele offene Punkte angesprochen und geklärt.

Der Dialog bringt Bewegung in die festgefahrene Debatte: Auch Gemeinderatsmitglieder äußern Verständnis für die Kritik und stimmen Bedenken zu. Gleichzeitig erkennen Vertreter:innen der Initiative, dass ein gut geplantes Projekt durchaus positive Impulse für die Region bringen kann. Ziel wird es nun sein, eine Lösung zu finden, die wirtschaftlich tragfähig und gesellschaftlich akzeptiert ist.

Fachliche Klarheit durch Expertise

Um die Diskussion auf eine fundierte Basis zu stellen, beauftragt die Gemeinde eine Hotelmachbarkeitsstudie durch Kohl > Partner. Die Studie prüft, ob das geplante Resort mit der Tourismusstrategie der Gemeinde vereinbar ist und einen konkreten Bedarf abdeckt. In einer großen Bürger-Informationsveranstaltung werden die Ergebnisse und auch die zu erwartenden Impulse vorgestellt.

Das Ergebnis: Empfohlen wird ein familienfreundliches Hotel mit rund 80 Zimmern sowie ein Chalet Dorf – abgestimmt auf die vorhandene Nachfrage und die Zielgruppen des Standorts.

Gleichzeitig werden weitere Prämissen für eine touristische Nachhaltigkeit des Investments in die Verhandlungen integriert. Zum Beispiel der Gegensteuerung „Kalter Betten“ durch restriktive Verkaufsklauseln für die Chalets, die Aufnahme von einer ganzjährigen Mindestöffnungsklausel oder Vorgaben für öffentliche Gastronomie und touristische Infrastrukturflächen.

Agieren statt Reagieren – Umkehr des Verfahrens

Statt auf das bestehende Investorenangebot zu reagieren, geht die Gemeinde einen ungewöhnlichen Schritt: Gemeinsam mit einem Rechtsanwalt und Kohl > Partner wird das Projekt in ein öffentliches Interessenbekundungsverfahren überführt. Das Grundstück wird öffentlich ausgeschrieben, wodurch die Gemeinde nicht mehr auf einen einzelnen Investor angewiesen ist, sondern von einem breiteren Spektrum an Interessenten profitiert. So entsteht Wettbewerb, und die Gemeinde gewinnt Handlungsspielraum.

In moderierten Hearings präsentieren verschiedene Investoren ihre Konzepte. Eine Jury aus Vertretern der Verwaltung, des Rats, der Region und den Kohl > Partnern Hotelexperten wählt aus – transparent, nachvollziehbar und mit klaren Kriterien. Der Stand des Verfahrens wird dabei laufend in den örtlichen Sitzungen angesprochen und in der Öffentlichkeit kommuniziert.

Fazit: Zukunftsfähig trotz Gegenwind

Das Beispiel Schluchsee zeigt: Mit professionellem Konfliktmanagement, fachlicher Begleitung und einem offenen, transparenten Prozess lassen sich selbst kontroverse Projekte konstruktiv gestalten. Entscheidend ist der Mut zur frühzeitigen Einbindung Externer, zur Umkehr klassischer Verfahrensmuster – und zum echten Dialog auf Augenhöhe.

Hinweis

Am 18. Juni 2025 um 11 Uhr, findet der Kohl > Partner PraxisTalk zum Thema 'Konfliktmanagement und -begleitung im Tourismus' statt.

Nähere Informationen folgen...

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